Lehrkräftefortbildung im digitalen Zeitalter

Wie lässt sich Bildung modern gestalten? Um den sinnvollen Einsatz digitaler Medien im Unterricht zu erlernen, sind Weiter- und Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer momentan sehr gefragt. Ganz im Sinne des lebenslangen Lernens sind Lehrkräftefortbildungen nach Studium und Vorbereitungsdienst die 3. Phase der Lehrerbildung. Bei den Themen hat digitales Lernen oberste Priorität und mehr als die Hälfte der Lehrkräfte hat an Fortbildungen dazu teilgenommen. Damit ist dies noch vor der Fachdidaktik und dem individualisierten Lernen der am meisten nachgefragte Inhalt bei Lehrerfortbildungen.
In den letzten Jahren ist auch einer breiten Öffentlichkeit bewusst geworden, dass professionelle Schulen und gut ausgebildete Lehrkräfte systemrelevant sind: Dazu zählt letztendlich auch deren Umgang mit und der Einsatz von digitalen Medien im Unterricht. Um diesen zu professionalisieren, braucht es ein großes und niederschwelliges Angebot an Fortbildungen. Hier zeigen wir Ihnen Möglichkeiten dazu auf und informieren Sie über die Rahmenbedingungen und Herausforderungen, die dabei auftreten können.

Welche Möglichkeiten und Formate der Lehrkräftefortbildung gibt es?

Fortbildungen für Lehrkräfte unterscheiden sich hauptsächlich in Präsenz- und Onlineveranstaltungen. Zudem unterscheiden sich die Fortbildungsformate im Zeitaufwand: Veranstaltungen von einer Stunde sind ebenso möglich wie mehrtägige Seminare. Präsenzveranstaltungen waren in den letzten Jahren zwar stark eingeschränkt, erfreuen sich nun aber wieder großer Beliebtheit. Die Nachfrage nach persönlichem Austausch und einem starken Netzwerk ist nach Jahren der Pause erhöht. Kurse und Seminare bieten neben der Weiterbildung dafür eine gute Möglichkeit.

Dennoch machen Onlineveranstaltungen mehr als die Hälfte der Fortbildungen für Lehrkräfte aus. Sie haben einen Anteil von 65% an allen Lehrerfortbildungen. Häufig sind dies Halbtagesveranstaltungen von 2-3 Stunden, manchmal auch bis zu 8 Stunden. Mehrtägige Veranstaltungen finden eher in Präsenz als online statt.

Weitere Möglichkeiten zur Fortbildung sind das Lesen von Fachliteratur, sowohl online als auch offline. Mehr als 70% der Lehrkräfte geben an, diesen Fortbildungsweg zu nutzen. Fachtagungen und Konferenzen besuchen 61% der Lehrkräfte.

Andere wichtige Formate sind Netzwerke, Unterrichtsbeobachtungen, Coaching und Mentoring, das Hospitieren an einer Schule und formelle Qualifikationsprogramme. Diese werden mit 10% allerdings am seltensten genutzt.

Zusätzlich muss bei den verschiedenen Fortbildungsformaten auch nach schulinternen Angeboten und Fortbildungen aus Eigeninitiative unterschieden werden. Besonders bei Fortbildungen, die aus eigener Motivation heraus besucht werden, treten häufig Hindernisse auf.

Herausforderungen der Lehrkräftefortbildung

Laut einer Studie der GEW haben Lehrkräfte eine hohe Motivation, sich fortzubilden. Diese wird jedoch mangels Zeit, passenden Angeboten und Genehmigungen gedämpft. Eine große Herausforderung bei Lehrerfortbildungen ist also nicht, die Lehrkräfte von der Sinnhaftigkeit von Fortbildungen zu überzeugen, sondern die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Eine Studie von Cornelsen deckt Herausforderungen und Möglichkeiten des digitalen Lernens auf und zeigt detaillierte Ansatzpunkte auf, diese Hürden abzubauen.

Die übergreifenden Hindernisse bezüglich einer Fortbildungsteilnahme lassen sich in vier Bereiche einteilen: Zeit, Angebote, Genehmigung und Qualität.

Um die Qualität der Lehrerfortbildungen zu steigern, könnte eine angemessene Kompensation für die Leitungen der Fortbildungen dazu beitragen, qualifizierte Kräfte dafür begeistern zu können. Auch kurze, wenig nachhaltige Fortbildungsangebote könnten wünschenswerterweise durch längere Formate ersetzt werden. Allerdings gibt es eine wesentliche Hürde: Lehrkräfte brauchen auch die Zeit dazu, daran teilzunehmen.

Im Interview „Digitaler Werkzeugkasten einer modernen Schule“ mit Michael Sühling, Studiendirektor an der Berufsbildenden Schule (BBS) Wirtschaft, Verwaltung und Gesundheit in Mainz, erfahren Sie beispielhaft, wie diese Vorreiterschule die komplexen Herausforderungen des digitalen Wandels meistert.

Qualität der Bildungsangebote

Über die Qualität der Lehrkräftefortbildungen gab es bislang wenig Daten. Eine Studie der Bildungsgewerkschaft GEW zu Lehrerfortbildungen bietet nun eine größere Analyse der Fortbildungsangebote für Lehrkräfte. Hierfür wurden 10.588 Fortbildungen für die etwa 120.000 Lehrkräfte untersucht und 865 Lehrerinnen und Lehrer mit Fragebogen zu der von ihnen jeweils aktuell besuchten Fortbildung befragt.

Die Forscher der Universität Tübingen fanden heraus, dass 89% der Lehrkräfte mit den besuchten Fortbildungen zufrieden waren. Die am häufigsten besuchten Formate waren halbtägige oder eintägige Angebote und hatten keinen direkten Bezug zum Schulfach oder einer Schulart. Für die Weitergabe des erworbenen Wissens innerhalb der Lehrerkollegien gibt es keine Formate und damit war die Fortbildung meist nur für die anwesende Lehrkraft wertvoll. Auch haben viele Lehrkräfte eine Absage für ihre gewählte Fortbildung bekommen, da zu wenige Plätze vorhanden waren. Bei der Bezahlung und den finanziellen Mitteln für die weiterführende Bildung gab es eine ungleiche Verteilung über die Schularten.

Bereitschaft zur Teilnahme an Lehrkräftefortbildungen

Welche gesetzlichen Vorgaben gibt es rund um die Teilnahme an Lehrerfortbildungen? Wie bei den finanziellen Mitteln für Bildung, sind auch die Vorgaben zur Fortbildungspflicht in den Bundesländern unterschiedlich. In Hamburg, Bremen und Bayern bestehen konkrete Zeitangaben zum Umfang der zu besuchenden Fortbildungen. In Hamburg und Bremen sind das beispielsweise 30 Fortbildungsstunden pro Schuljahr. Zusätzlich haben diese Bundesländer auch eine Dokumentationspflicht der Fortbildungsaktivitäten. Andere Bundesländer, wie Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz, haben lediglich die Dokumentationspflicht und schreiben die Führung eines Portfolios vor.

Eine Studie der Universität Potsdam zu Fortbildungspflicht zeigt jedoch, dass die unterschiedlichen Regelungen sich nicht auf die Motivation zur Teilnahme an Fortbildungen auswirken.

Darüber hinaus konnte für die Anzahl der besuchten Fortbildungen festgestellt werden, dass diese in Ländern mit einer konkreten Vorgabe zum Fortbildungsumfang höher ausfällt als in Ländern ohne diese Vorgabe. Daraus lässt sich ableiten, dass Lehrkräfte in diesen Bundesländern bemüht sind, den Vorgaben zum Umfang der zu absolvierender Fortbildungen nachzukommen.

Auch diese Studie weist darauf hin, dass für eine verbesserte weiterführende Bildung der Lehrkräfte nicht nur bei der Teilnahme angesetzt werden muss. Gesetzliche Vorgaben können nur in begrenztem Ausmaß die Teilnahme steuern. Wichtiger wäre das Finden von alternativen Anreizen und das Schaffen von Rahmenbedingungen, die eine Teilnahme ermöglichen.

Was zeichnet eine wirksame Lehrkräftefortbildung aus?

Sind die Hürden auf dem Weg zur Teilnahme an einer Fortbildung überwunden, geht es darum, die passende Veranstaltung zu finden. Hierfür haben Frank Lipowsky und Daniela Rzejak 10 Merkmale für eine wirksame Lehrerfortbildung bestimmt. Sie muss tiefgreifende Lernprozesse ermöglichen, zur Reflexion anregen und Raumzur Übung lassen. So tragen Fortbildungen wirklich zur Weiterentwicklung des Unterrichts und der Kompetenzen der Lehrkräfte bei. Eine gute Fortbildung muss unter anderem:

  • genügend Zeit zum Lernen und Verinnerlichen auch von komplexen Handlungsroutinen bieten
  • Input, Ausprobieren und Reflektieren ermöglichen
  • Feedback bieten
  • möglichst ganze Fachgruppen oder Kollegien ansprechen, damit das Erlernte in der Schule umgesetzt werden kann
  • Unterstützung beim Transfer in den Schullalltag bieten
  • die Schulleitung einbeziehen, um neue Prozesse in der Schule zu etablieren

Angebot zur Lehrkräftefortbildung finden

Lehrerfortbildungen werden sowohl von staatlichen und öffentlichen wie auch privaten Anbietern veranstaltet. Fortbildungsinstitute der Länder, Schulämter, Universitäten oder Hochschulen und Pädagogische Hochschulen, Religionspädagogische Institute, Gewerkschaften (z. B. GEW oder VBE), Stiftungen und Vereine (z. B. „Haus der kleinen Forscher“, beWirken - Jugendbildung auf Augenhöhe und DFLfB Deutscher Verein zur Förderung der Lehrerinnen- und Lehrerfortbildung) und Schulbuchverlage bieten eine Vielzahl an Fortbildungen an. Es lohnt sich also, mit ihnen Kontakt aufzunehmen.

Im Bereich Digitale Bildung sind Unternehmen und Anbieter von digitalen Lösungen für den Schulalltag ein wichtiger Kontakt. Die Intel® Skills for Innovation - Lehrerfortbildung gibt Lehrkräften alle Werkzeuge mit an die Hand, den Unterricht zukunftssicher gestalten zu können. Die Fortbildung ist kostenfrei und zeitlich flexibel einteilbar, um typische Hürden bei der Lehrerfortbildung zu umgehen.

Förderung und Angebote von Lehrkräftefortbildungen am Beispiel Hamburg und Baden-Württemberg

Die Förderungen und Angebote von Lehrerfortbildungen sind sehr uneinheitlich in den Bundesländern. Bei allen Landesinstituten und -zentren lassen sich jedoch viele Fortbildungen, Materialien und Downloads rund um digitale Themen finden. In Hamburg ist zum Beispiel das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg eine gute Anlaufstelle für kostenfreie Lehrkräftefortbildungen. Neben Veranstaltungen gibt es hier auch Infomaterial als Download und weitere Quellen.

In Baden-Württemberg bietet das ZSL kostenfreie Veranstaltungen und Veranstaltungsreihen an. Auf der Website lässt sich auch der Kontakt zur jeweiligen Außenstelle finden. Im Kalender des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) - Außenstellen (lehrerfortbildung-bw.de) lassen sich aktuelle Veranstaltungen finden. Spannende Themen wie „Digitale Lernpfade in Mathematik entwickeln“ sind Teil des Fortbildungsprogramms. Selbstlernkurse zu Medienpädagogik und Technischen Grundlagen sind ebenfalls kostenlos.

Bei kostenpflichtigen Fortbildungen sollten Sie immer eine Genehmigung beantragen. Denn um einen eventuellen Kostenzuschuss zu bekommen, wird in der Regel eine dienstrechtliche Genehmigung vorausgesetzt.

Ein Blick in die einzelnen Bundesländer:

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